Prag - Klimentgemeinde

Gemeindepartnerschaft mit der Kliment-Gemeinde, Prag 

Die Kontakte zu den beiden Prager Gemeinden, nämlich der Kirche der „Böhmischen Brüder", der Kliment-Gemeinde in der Prager Altstadt und der Gemeinde Vršovice am Rande von Prag gehen auf die Impulse der Prager Friedenskonferenz auf dem Höhepunkt des Ost-West-Konfliktes (ca. 1961) zurück.

Die Eindrücke dieser Friedenskonferenz, an der auch friedensbewegte Bielefelder teilnahmen, führten über persönliche Kontakte nachhaltig zu dieser Gemeindepartnerschaft.

Zunächst wurden Besuche von Kleingruppen aus Bielefeld organisiert, auch mit dem Ziel, materielle Nöte in der sozialistischen Lebenswirklichkeit zu mildern. Darüber hinaus standen theologische Themen (u.a. Abendmahlsverständnis) im Vordergrund der Begegnungen. 

Unter den Bedingungen des Ost-West-Konfliktes war die Durchführung der Besuche stets ein Risiko. Begegnungen mit Gemeindegliedern konnten nicht öffentlich und nur privat stattfinden.

Antrieb für die Partnerschaft waren die Friedens- und Versöhnungsarbeit, theologische Diskussionen sowie solidarische Hilfe im kommunistischen System.

Es entwickelten sich intensive Beziehungen zu dem Prager Künstler Miroslav Rada aus der Gemeinde Vršovice und dem Fotokünstler Jan Šplíchal aus der Kliment-Gemeinde.

Die Bekanntschaft mit dem Prager Maler Miroslav Rada und dem Fotografen Jan Šplíchal führten ab 1986 u.a. in der früheren Matthäusgemeinde zu der Entscheidung, für ihre Kirche ein Altarwerk (Triptichon) in Auftrag zu geben und in der Bodelschwinghkirche zu dem Abendmahlsbild über dem Altar.

Die Kliment-Gemeinde ist eine Altstadtgemeinde mit einer mittelalterlichen Kirche mitten im Zentrum von Prag, nahegelegen an den vielen bekannten, bedeutenden Sehenswürdigkeiten Prags.

Nach der Wende (1989) folgten wiederholte, wechselseitige Gemeindebesuche mit Gruppen, sowie mehrere Ausstellungen der beiden Prager Künstler in Bielefeld.

Aktuelle Situation:

In den letzten Jahren gab es in zweijährigen Abständen gegenseitige Gemeindegruppenbesuche. Gesprächsthemen waren und sind u.a.: Erfahrungsaustausch über gemeindliche Entwicklungen, Fusionserfahrungen, Abendmahlsverständnis, Partnerschaftsentwicklungsmöglichkeiten, Austauschmöglichkeiten zwischen gemeindlichen Gruppe.

Durch die Großveranstaltung "Weite wirkt" unserer Ev. Kirche von Westfalen im Mai 2016, die im Vorfeld zum Lutherjubiläum stattfand, erhielt durch die Teilnahme einer Delegation aus der Kliment-Gemeinde die Partnerschaft neue Impulse. Eine junge Generation von Verantwortlichen der Gemeinde brachte neue Gedanken mit. Es folgten Besuche in Prag und Bielefeld, bei denen weitere Gedanken über die Zukunft ausgetauscht wurden. Es wurde verabredet, dass für die Zukunft folgende Themen in der Partnerschaft wichtig sein könnten:

1. Musik kann ein wichtiger "Brückenbauer" sein.

2. Arbeit/Angebot mit/fürJugend: gemeinsames Treffen
    • Fahrradtour
    • Flusswanderung (Kanu)

3. Thema "Versöhnung" ist noch nicht erledigt. Es gibt in Tschechien ein
    Wiedererstarken des  Nationalismus / Vertreibungsideologie. Die
    deutsch/tschechische Geschichte muss weiter besprochen und verarbeitet
    werden:
    • z.B. Reise durch Grenzgebiete mit Fachleuten

4. "Suchet der Stadt Bestes!" - Kirche in einer säkularisierten Welt.

Zu diesem Zweck gibt es die Partnerschaftsgruppe Kliment-Gemeinde, die an diesen Themen weiterarbeitet und eine nächste Begegnung in der Kliment-Gemeinde in der Zeit vom 12.-15.10.2018 vorbereitet.

Dietlinde Anger, Christoph Diestelhorst, Werner Matthes

Partnerschaftbegegnung Kliment-Gemeinde - Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde 2019

Unsere Freunde aus der Kliment Community in Prag besuchten uns vom 11. bis 13. Oktober 2019. In der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde übernachteten sie in den Gastfamilien, lernten Bielefeld ein wenig kennen, diskutierten mit uns, schufen Musik und vertieften alte Freundschaften. Wir freuen uns darauf, diesen schönen Kontakt im Jahr 2020 fortzusetzen!

"Wir müssen jetzt leider wieder nach Hause fahren! Kommt ihr?"

Antwort : "Ihr könnt ja gerne fahren. Wir bleiben hier! Schreibt eine Entschuldigung für die Schule, dass wir nicht kommen!"

"Kindermund tut Wahrheit kund", so sagt der Volksmund und in diesem Fall kann man da nur zustimmen.

Welch ereignisreiche Tage der Begegnung mit unseren Partnern (7 Erwachsene und 6 Kinder) aus der Klimentgemeinde in Prag haben wir in unserer Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde erlebt!

Da gab es am Samstag nicht nur ein wunderbares Konzert "Musik macht Kirche ", das seinem Thema alle Ehre machte und die Zuhörer begeisterte. Der Posaunenchor unter der Leitung von Sonja Ramsbrock und unsere vielfältigen Prager Künstler (Orgel, Geige, Querflöte, Cello, Gesang), allen voran die Organistin und Kirchenmusikerin Jiřína Dvořáková, hatten ein faszinierendes Konzertprogramm zusammengestellt. Als Überraschung gab es dazu einen Gesangbeitrag der Kinder der Klimentgemeinde, der alle Anwesenden besonders berührte. Die Partnerschaft Kliment - Dietrich-Bonhoeffer war mit allen Stimmen erlebbar! Das zeigte auch der anschließende Gemeindeempfang, der mit Essen und Getränken vom Posaunenchor unterstützt von weiteren Gemeindemitgliedern vorbereitet worden war. Gespräche, neue Kontakte, irische Musik und Begegnungen der vielfältigsten Art belebten den Abend und überwanden alles Unbekannte. Zu kurz der Abend für mehr!

Aber es gab ja auch noch den Sonntag mit dem Gottesdienst "Suchet der Stadt Bestes". Eingerahmt in eine gefühlvolle, mitnehmende musikalische Gestaltung unserer deutsch-tschechischer Künstler*innen stand die Dialogpredigt von Pfr. David Balcar aus Prag und Pfr. i.R. Christoph Diestelhorst zu Jeremia 29 "Suchet der Stadt Bestes": Blickwinkel auf dieses Thema aus Prag und Bielefeld bildeten den Mittelpunkt der Predigt: Welche Bedeutung hat das Leben und Handeln christlicher Gemeinden für die Entwicklung von Stadt und Land. Welche Herausforderungen im Auftrag biblischer Botschaft werden ihnen gestellt, z. B. der Klimawandel, wehret dem Rechtsradikalismus, menschenwürdige Standhaftigkeit im Bezug auf Fremde und Fremdes.

"Gemeinde im Gespräch", das Kirchkaffee nach dem Gottesdienst, eröffnete einen regen Austausch zu der Bedeutung unserer Gemeindepartnerschaft Prag 2.0. Bemerkenswert ist, dass in dem regen Gedankenaustausch die enger werdenden Kontakte durch die nachwachsende Generation junger Familien als besonders ermutigende Perspektive hervorgehoben wurden. Die Kinder waren es, - natürlich unterstützt durch ihre Eltern - die sich sehr schnell zu Hause fühlten und den Aufenthalt in den Gastfamilien, beim Besuch in Olderdissen und den intensiven gemeinsamen Spielen im Spielebereich des Dietrich-Bonhoeffer-Zentrums zu ‚ihrem‘ Aufenthalt machten. Im gemeinsamen Mittagessen - begleitet von einem kleinen Kammerkonzert unter Leitung von Manuel Köhring - und dem Reisesegen des Posaunenchores zum Abschied vor der Matthäuskirche konnte man noch einmal die Begeisterung und die gemeinsame Verbundenheit für die Zukunft spüren.

 Euch allen, die ihr zum außergewöhnlichen Gelingen dieser Begegnung in den vielfältigsten Formen beigetragen habt, möchte ich auch auf diese Weise noch einmal herzlichst im Namen der Vorbereitungsgruppe Dank sagen!

Lasst uns die Impulse, die wir erlebt haben, aufnehmen und weitertragen in eine hoffnungsvolle Zukunft!

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